Von Traumkunden und Traumleben
Oder auch: arbeiten eigentlich alle immer nur mit ihren Traumkunden zusammen?
Seit ich selbstständig bin, bin ich bei Instagram. Seit ich bei Instagram bin, habe ich das Gefühl, zunehmend von Menschen umgeben zu sein, die
- ihren Lebenstraum von Anfang an verwirklicht haben und
- von Tag eins an so erfolgreich waren, dass Sie ausschließlich mit ihren TraumkundInnen zusammen arbeiten und Arbeitstag für Arbeitstag souverän auf einer Woge der Glückseligkeit dahingleiten.
Es erinnert mich stark an die Zeit in meinem Leben, als ich (selbst gerade Mutter meiner Tochter geworden) mich umgeben sah von Frauen, deren Kinder von Beginn an durchschliefen, zu festen Zeiten aßen und tranken und auch sonst nichts taten, was ihren Müttern Fragezeichen oder Sorgenfalten ins Gesicht schrieb.
Ich habe mich immer gefragt, wo all die anderen sind. Diejenigen, die so sind, wie ich. Oder zumindest ein bisschen so.
Diejenigen, die auch mal ratlos mit ihren Kindern in der Küche sitzen, oder im Park. Die als Eltern Entscheidungen fällen, in der Hoffnung, dass sie richtig sind. Und manchmal sind sie es nicht.
Diejenigen, die reichlich Träume haben, aber sie nicht alle eins zu eins und im Nullkommanichts umsetzen können – trotz Visionboard im Homeoffice.
Diejenigen, die Reisende sind. Und die sich erlauben, daran zu wachsen.
Versteht mich nicht falsch – es ist absolut WUNDERVOLL, mit Traumkindern und Traumkunden zu leben und zu arbeiten – vom Traumehemann mal ganz abgesehen. Und es gibt ganz viele Tage in meinem Leben, an denen ich mich genau darüber zutiefst freuen darf. Aber vorher oder in den Anfängen meines Mutterseins und meiner Selbstständigkeit begegneten mir neben größter Freude und Liebe auch unfassbar viele Unsicherheiten, Aufregungen und Ängste.
Ich glaube, sie gehören dazu.
Der Preis für ein selbstbewusstes, souveränes und authentisches Leben ist es, loszugehen.
Zu struggeln. Zu fragen. Zu probieren. Und weiterzumachen.
Trotzdem, oder gerade weil.
So breche ich heute eine Lanze für ganz besondere Zeiten im Leben: für die Phasen „between the scenes“, die absolut zu Unrecht tabuisiert werden.
Warum muss der Anfang zugleich das Ziel sein? Kann man nicht auch die Reise genießen? Und dann wieder überfordert und unsicher sein?
Es gilt heute als erwiesen, dass die Seele vor allem in schmerzhaften, anspruchsvollen Phasen und Veränderungsprozessen wächst. Zu den einschneidendsten Veränderungen im Leben eines Menschen gehören laut der Süddeutschen Zeitung
- Umzüge in eine andere Stadt
- Eltern werden
- Todesfälle im nahen Umfeld
- Veränderungen des beruflichen Rahmens
In all diesen Fällen begegnet uns erst einmal Neues, Ungewohntes. Wir verlassen altbekannte Wege und sehen uns neuen Herausforderungen gegenüber. Bewusst oder unbewusst. Gewollt oder ungewollt.
Es ist also die natürlichste aller Reaktionen, dass uns dies nicht nur Freude beschert, sondern auch in Stress versetzt. Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis, das uns vor gefährlichen Situationen schützt. Und Veränderung bedeutet Unsicherheit.
Als Gewinner aus diesem Strudel gehen die Macher hervor. Diejenigen, die sich dem Neuen stellen. Die es annehmen als das, was es ist: Neuland, das erobert werden will.Wenn das gelingt, sind wir uns ein gutes Stück näher gekommen. Sind selbst-sicher(er).
Weil wir hindurchgegangen sind. Weil uns nichts aufhalten konnte. Und weil am Ende des Tages unsere Träume dann doch größer waren, als alle Hindernisse auf dem Weg zum Ziel.
Es gilt also einmal mehr der altbekannte Gassenhauer: The only way out is through.
Und genau das darf man auch zeigen. Go for it!