Duzen oder Siezen in Webtexten?
Ein immer wieder aufkommendes Thema in Briefings für Webtexte ist die Frage, welche Form der Anrede die passendste ist. Das gilt für den Online-Auftritt ebenso, wie für Blogs und soziale Netzwerke. Was passt besser: Du? Sie? Oder etwa beides?
Wie ich meine Wahl getroffen habe
Ich habe mir in den letzten Wochen immer wieder die Frage gestellt, wie ich mit der Anrede in meinen Webtexten umgehen soll. Da sind auf der einen Seite die Texte auf meiner Website, auf der anderen Seite gibt es den PURE Blog, der fester Bestandteil der Seite ist. Die Anrede innerhalb der Seite zu mischen, war für mich bisher undenkbar. Warum eigentlich?
Beim Schreiben der Website-Texte war für mich von Anfang an klar, dass ich die Sie-Form wähle und es fühlt sich nach wie vor richtig an. Hierfür gibt es drei Gründe:
- Das reale Leben. Ich sieze einen Gutteil meiner Kunden bei der Umsetzung unserer gemeinsamen Projekte.
- Die Analyse. Der Weg, über den Besucher auf meine Seite finden, ist aktuell überwiegend durch Google, Xing oder LinkedIn. – Alles Kanäle, in denen ein formelles „Sie“ der herrschenden Tonalität entspricht. Zumindest beim Erstkontakt.
- Meine Liebe zu (Rechtschreib-) Regeln. Auch in Zeiten von Social Media gilt das „Sie“ im Deutschen weiterhin als Maßgabe, wenn ich eine mir fremde, erwachsene Person das erste Mal anspreche.
Beim PURE Blog empfinde ich im Gegensatz zu meinen „klassischen“ Websitetexten ein informelleres Miteinander einfach passender. Hier besteht für mich mehr Nähe, als auf den übrigen Seiten. Im Blog lege ich den Arm freundschaftlich auf Deine Schultern und nehme Dich mit in das ein oder andere Gedankenexperiment. Ich beantworte Deine Fragen rund ums Schreiben. Manchmal teilen wir einen Schwank aus meinem beruflichen Umfeld, manchmal sprechen wir ausschließlich über Fakten und manchmal einfach nur über ein Wertegefühl basierend auf einer Geschichte. Demnächst werden wir uns meine Zitate-Sammlung ansehen.
Um es kurz zu fassen (Du hast es bereits wahrgenommen, mein aufmerksamer Freund): ich habe beschlossen, Dich ab sofort so anzusprechen, wie Du Dich für mich anfühlst: interessiert, aufmerksam, klug, positiv, spannend, mitten im Leben und nah. PURE eben.
Ich freue mich sehr darauf, Dich hier zukünftig wieder mehr mitzunehmen, nachdem es in den letzten Wochen so still um diesen Blog war. Und beginne, indem ich Dir ein paar Kriterien an die Hand gebe, wie Du Deinerseits eine zu Dir passende Wahl der Ansprache in Deinen Webtexten findest.
4 Fragen, die Dir bei Deiner Entscheidung für die passende Ansprache helfen
Welche Erwartung hat Deine Zielgruppe?
Sicherlich hast Du Dich im Zuge der Planung Deines Webauftritts intensiv mit Deiner Zielgruppe auseinandergesetzt. Falls nicht, dann ist jetzt der richtige Moment dafür gekommen, es zu tun. Welche Form der Anrede holt Deinen Wunschkunden am besten ab? Ist er in der Versicherungs- oder Finanzbranche tätig, wird ihm ein (anfängliches) „Sie“ vertraut sein, während Interessenten aus dem Sportbereich die formelle Anrede verschrecken könnte. Menschen wollen sich verstanden und abgeholt fühlen. Wie Du sie ansprichst, transportiert immer auch ein Gefühl. Daher lohnt es sich, darüber einen Augenblick nachzudenken.
Wie sprichst Du im Alltag mit Deinen Kunden?
Ist bei der Auftragsabwicklung eher das informelle Du vorherrschend, oder siezt Du Deine Kunden überwiegend? Die Antwort darauf liefert Dir einen guten Indikator für die Wahl der Anrede.
Die Basis dafür ist natürlich, dass Du Dich mit Deinen bestehenden Kunden auch wohl fühlst. Es kann nämlich sein, dass Du mit Menschen zusammenarbeitest, die gar nicht so recht zu Dir passen. Oder Du zu ihnen. Wenn Du zum Beispiel überwiegend für Kanzleien arbeitest, aber Dein Herz eigentlich dafür schlägt, junge Frauen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit zu begleiten, kannst Du Deinen Webauftritt direkt vom „Sie“ zum „Du“ umstricken. Und so Deine Wunschkunden leichter anziehen.
In welcher Branche arbeitest Du?
Wo tummeln sich Deine Kunden? Sind es vorwiegend Gründer, Einzelunternehmer und Agenturen? Oder hast Du hauptsächlich mit Banken und großen Anwaltskanzleien zu tun? Jede Branche ist geprägt von einem speziellen Miteinander. Das sich auch in der Anrede widerspiegelt.
Duzen oder Siezen in sozialen Netzwerken?
Du? Sie? Oder beides? Im Bereich Social Media gilt einmal mehr der Leitsatz „The medium is the message“. Ich zum Beispiel spreche meine Community auf Instagram in der Du-Form an, was – ebenso wie bei Facebook oder Twitter – die übliche Anrede ist. Ein förmliches „Sie“ würde eine unnatürliche, sowie (aus Businesssicht) ungesunde Distanz schaffen. Auf klassischen B2B-Karrierenetzwerken wie LinkedIn oder Xing hingegen schreibe ich Kunden stets in der Sie-Form an. Es sei denn, man hat sich bei einer vorangegangenen Begegnung auf ein „Du“ geeinigt.
Fazit:
Es gibt keine in Blei gegossenen Regeln, die uns die Wahl der Du- oder Sie-Form in unseren Webauftritten abnehmen. Es lohnt sich (wie immer im Leben), auf Dein Bauchgefühl zu hören. Obligatorisch ist einzig ein respektvoller, höflicher und freundlicher Umgangston. Darüber hinaus darf jeder selbst entscheiden, welche Form der Ansprache er wählt.
Ich rate jedoch auf alle Fälle davon ab, die Anrede zu umgehen, denn das klingt immer unpersönlich und konstruiert. Und es geht am eigentlichen Ziel vorbei. Wir kommunizieren ja, um Menschen anzusprechen. Wenn wir dem ausweichen, werden wir sie nicht erreichen.